Kurzarbeit und Jobverlust - diese Corona-Folgen bringen immer mehr Oberlausitzer in Not. Das Geld reicht nicht mehr, um die Miete zu zahlen. Der Strom droht abgestellt zu werden. Das macht sich auch bei den vier Schuldnerberatungsstellen im Landkreis Bautzen bemerkbar, die bis zu einem Drittel mehr Anfragen festgestellt haben. In Hoyerswerda gibt es zwei Schuldenberatungsstellen, je eine in Bischofswerda und Kamenz. Alle vier Einrichtungen berichteten MDR SACHSEN von verstärkter Nachfrage Betroffener.
Wenn der Sparplan bröckelt
"Wir stellen schon fest, dass es zunehmend einfach auch in die Mittelschicht geht", sagte Sozialarbeiter Jürgen Sedlmeir vom Caritasverband Oberlausitz in Kamenz. Er meint Beschäftigte, denen ihr Einkommen weggebrochen ist und die dadurch ihre finanziellen Pläne mit Ratenzahlungen nicht mehr einhalten könnten. Zusehends hätten sie Rücklagen aufgebraucht. "Im familiären Umfeld kann es keine Hilfe mehr geben", berichtet Sedlmeir. Er rechnet deshalb damit, dass der Beratungsbedarf noch steigt - gerade bei denen, die bislang versucht hätten, sich selbst zu helfen.
"Überschuldungsgründe sind ja Arbeitslosigkeit, Krankheit und kritische Lebensereignisse. Und Corona ist jetzt so etwas wie ein kleiner bis großer Brandbeschleuniger." Jürgen Sedlmeir, Schuldenberater Caritas Kamenz
Hilfe durchs Dickicht aus Schulden und Regeln
Schuldenberater wie Sedlmeir helfen, die Finanzen der Klienten zu ordnen. Sie klären auch, ob den Betroffenen staatliche Zuschüsse etwas bringen. Mit den Corona-Hilfspaketen habe es in der Oberlausitz viele Fragen zum Kinderbonus oder zur Soforthilfe für Soloselbstständige. Bei der Überweisung solcher Gelder auf Konten, die bereits in Pfändung waren, habe es "stellenweise Kollisionen" gegeben. "Dann mussten da Maßnahmen ergriffen werden, damit dieses Geld, das als Hilfe gedacht war, nicht gleich wieder vom Konto verschwindet", sagte Sedlmaier MDR SACHSEN.
Beratungsbedarf steigt
Trotz solcher Finanzspritzen erwartet der Schuldenbrater, dass in den nächsten Monaten immer mehr Privatleute und Firmen ihren Bankrott anmelden werden. Angesichts des weiter steigenden Beratungsbedarfs will die Caritas ihr Beratungsangebot ausbauen. Denn aktuell müssen neue Klienten zwei bis drei Monate lang auf einen Termin warten. Knackpunkk ist aber auch bei den Schuldenberatungsstellen: das Geld. Das fehlt, um zusätzliche Termine anbieten zu können.