Die Pandemie wirkt wie ein Brennglas, das hört man aktuell überall. Aber auch in der Allgemeinen sozialen Beratung unseres Caritasverbandes zeigte das Jahr 2020 sehr deutlich, wie groß die sozialen Notlagen auch in der Stadt Bautzen und der Region sind. Dass sehr viele Menschen mit der Bewältigung der Situation Schwierigkeiten haben, war in der Beratungsarbeit unserer Sozialberatung deutlich zu spüren. Eine hohe Anzahl von Beratungsanfragen ist für den Beratungsdienst nichts Ungewöhnliches. Menschen aller Altersgruppen wenden sich mit ganz verschiedenen Anliegen an uns, beispielsweise weil sie Sorgen haben, der Alltag schwierig ist, das Geld nicht reicht, weil Arbeitslosigkeit belastet, Einschränkungen der Gesundheit, Behinderung oder Pflege ein Thema sind, man direkte Unterstützung benötigt oder Anträge schwer zu verstehen sind. Die Themen sind sehr vielfältig, aber genau das ist die große Stärke unseres Angebotes: Jeder ist mit seinen Anliegen erst einmal richtig und erhält auch passende Hilfe.
Große Nachfrage bei der Allgemeinen sozialen Beratung
Aufgrund der Pandemie und den damit verbunden Schwierigkeiten stiegen die Beratungszahlen 2020 um über 70% im Vergleich zum Vorjahr. Neben der Sorge um die Gesundheit verschlechterte sich für viele Menschen die finanzielle Situation. Behörden und Hilfeeinrichtungen wie unser sozialer Möbeldienst "Ritas Möbel", die Tafel, die Wohnungsnotfallhilfe und andere Angebote waren nur beschränkt oder gar nicht erreichbar. Kurzarbeit oder der Verlust der Arbeitsstelle war häufig ein Thema und viele hatten große Schwierigkeiten mit der Beantragung von Sozialleistungen. So kamen nicht wenige Menschen in Situationen, die sie aus eigener Kraft nicht bewältigen konnten.
Viele finanzielle Notlagen
Unsere Beratungsstelle kann in unabwendbaren Notsituationen beispielsweise mit Stiftungsgeldern helfen. Auch hier zeigte sich deutlich, dass die Auswirkungen der Pandemie viel mehr Ratsuchende in echte Not gebracht hat. Über 60% mehr als 2019 mussten Menschen diese Unterstützung unserer Allgemeinen sozialen Beratung in Anspruch nehmen, damit akute Not gelindert werden kann, wenn finanziell gar nichts mehr geht und dringend Lebensmittel gekauft, eine Stromabschaltung abgewendet werden, Medikamente oder eine Fahrkarte zu einem Arzttermin gekauft werden müssen. Bei umfassenderen, nicht verschuldeten Notlagen wurde nicht nur bei der Bewältigung der Belastungen geholfen, sondern es konnten für Familien und alleinlebende Menschen Stiftungsmittel beantragt werden. Auch hier gab es 2020 wieder einen hohen Bedarf. Beispielsweise haben uns hier die Stiftung Lichtblick und die Caritas-Stiftung sehr unterstützt. Lesen Sie hierzu auch einen Artikel über die Hilfen der Stiftung Lichtblick.
Auch psychische Krisen und Vereinsamung steigend
Neben den existentiellen Schwierigkeiten hatte im Jahr 2020 auch viele Menschen mit vermehrten gesundheitlichen Problemen, psychischen Krisen und Einsamkeit zu kämpfen. Die Auswirkungen der Pandemie zeigten sich hier besonders verheerend, was in der Öffentlichkeit manchmal gar nicht sichtbar ist. Betroffene leiden häufig im Stillen. So galt es neben effektiver und ganz praktischer Hilfe vor allem auch Hoffnung und Zuversicht zu spenden und immer ein offenes Ohr zu haben. Gerade in der Zeit der Pandemie hat dabei neben der telefonischen Erreichbarkeit unseres Beratungsdienstes auch das neue Online-Beratungsangebot gute Dienste geleistet. Dort kann jeder anonym mit uns Kontakt aufnehmen und erhält Unterstützung. In besonderen Zeiten sind eben Ideen gefragt. So haben wir uns auch für unsere alljährliche Veranstaltung "Zu Weihnachten ist niemand allein" etwas einfallen lassen. Eine Gemeinschaftsveranstaltung war nicht möglich, aber unser Team hätte es nicht über ́s Herz gebracht,in der von Einsamkeit besonders geprägten Zeit Menschen ganz allein zu lassen. Ein kurzer Besuch ander Haustür, ein Präsent und ein freundliches Wort haben am Heiligabend 2020 für etwas Zuversicht gesorgt. Lesen Sie hier den ausführlichen Bericht zu "Weihnachten nicht allein".
Angekündigte Mittelkürzung trotz steigender Bedarfe und Notlagen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Unterstützungsbedarf in der Bevölkerung der Region stark gestiegen ist und sich durch die Pandemie weiter zuspitzt. Menschen, die bereits belastet waren, haben eine deutliche Verschlechterung ihrer Lebenssituation erlebt und erleben diese aktuell weiter. Wir rechnen auch im Jahr 2021 mit zunehmenden Notlagen. Dass aufgrund einer schwierigen Haushaltslage der Stadt Bautzen eine recht erhebliche Mittelkürzung für das Jahr 2021 angekündigt wurde, bereitet uns Sorge und gefährdet die uneingeschränkte Aufrechterhaltung unseres wirksamen Dienstes. Der bereits in den Vorjahren sehr ausgelastete Beratungsdienst kam 2020 den stark ansteigenden Bedarfen vor allem in der Stadt Bautzen nach und hilft dort, wo die Not am größten war und ist.