Von Franziska Springer; Sächsische Zeitung
Schirgiswalde-Kirschau. Noch ist es nur eine Vision, aber eine Vielversprechende: Das Areal in Kirschaus Zentrum, auf dem bis April vergangenen Jahres das ehemalige Traditionsgasthaus "Goldener Stern" das Ortsbild prägte, könnte ein neues Gesicht bekommen. Die Idee, an diesem Standort ein Betreuungsangebot für alte Menschen zu schaffen, ist nicht neu. Bereits in einer gemeinsamen Pflegekonzeption, die die Gemeinden Sohland, Cunewalde, Großpostwitz und die Stadt Schirgiswalde-Kirschau vor rund 15 Jahren erarbeitet haben, war der Standort für eine solche Nutzung vorgesehen.
Damals stand das denkmalgeschützte Gebäude noch an prominenter Stelle zwischen Bautzener und Callenberger Straße. Wegen akuter Einsturzgefahr musste es im vergangenen Jahr abgerissen werden. Seither klafft ein Loch in Kirschaus Mitte. Den Gedanken aber, an diesem Ort ein Angebot für alte Menschen zu schaffen, hat die Stadt nie verworfen. "Der Standort ist genial", wiederholt Sven Gabriel (FDP), Bürgermeister von Schirgiswalde-Kirschau, seine Worte vom vergangenen Jahr und verweist auf das benachbarte Kulturhäus'l, das ein Jugendhaus beherbergt, und die Nähe zum Ärztehaus. Eine Verbindung zwischen altem und jungen Leben stellt der Bürgermeister sich vor.
Wie oft bei solchen Projekten mangelte es bislang an einem potenziellen Betreiber. Der könnte sich jetzt mit dem Caritas-Verband Oberlausitz gefunden haben. Die Sozialstation "St. Barbara", die derzeit auf dem St.-Barbara-Platz im benachbarten Wilthen untergebracht ist, platzt aus allen Nähten, berichtet Andreas Oschika, der Geschäftsführer des Caritas Sozialverbandes Oberlausitz.
"Wir sind seit geraumer Zeit auf der Suche nach einem geeigneten Objekt, kommen aber damit nicht so richtig voran", sagt er. Das Stern-Quartier gemeinsam mit der Stadt zu entwickeln, sei ein hoffnungsvoller Ansatz - auch, weil sich mit einem Neubau endlich vernünftige Bedingungen für die derzeit 68 Mitarbeiter schaffen ließen. Oschika spricht von genügend Platz für Dienstberatungen und ausreichend Parkmöglichkeiten, aber auch von Räumen etwa für Selbsthilfegruppen.
Tagespflege und Caritas Sozialstation könnten einziehen
Neben der Sozialtstation schwebt Oschika außerdem eine Tagespflege für alte Menschen vor - "ein Hort für Erwachsene", wie er es nennt. Er erklärt: "Unser Ansatz ist, soziale Daseinsvorsorge und ambulante Pflegeleistungen gerade auch in Räumen zwischen den großen Städten anzubieten." Die Einrichtung eines Pflegeheimes, fährt er fort, sei unter den Bedingungen der derzeitigen Gesetzgebung unfinanzierbar geworden. Die Caritas setze deshalb darauf, pflegende Angehörige zeitweise zu entlasten, ohne die alten Menschen gänzlich aus ihrem Wohnumfeld zu reißen.
Sven Gabriel denkt da noch ein bisschen weiter: "Neben der Schaffung einer Tagespflege bin ich weiterhin an daran interessiert, Wohneinheiten für alte Leute zu schaffen", sagt er. Ältere, alleinstehende Menschen wie es sie in dörflichen Regionen zunehmend gibt, müssten so nicht länger allein in ihren Häusern leben. Die wiederum könnten anschließend durch junge Familien nachgenutzt werden.
Viel weiter ins Detail wollen und können die beiden Männer noch nicht gehen. "Wir sind zwei Spinnköppe, die den Weg losgehen wollen. Der Plan ist nicht in Stein gemeißelt, sondern kann auch noch scheitern. Wichtig ist der Rückhalt durch Gemeinderat und Bürgerschaft", sagt Andreas Oschika. Konkrekt heißt das: Wer Bauträger ist und wem das neu entstandene Gebäude später gehören könnte, ist derzeit noch offen. Genau wie die Gestaltung des Baukörpers selbst. "Man kann sich ebenso gut an die alte Bausubstanz anlehnen, als auch einen modernen Kubus errichten", sagt Sven Gabriel. Die Kirschauer bei dieser Entscheidung mitzunehmen, sei eine schöne Aufgabe für den Ortschaftsrat, findet er.
Kreuzungsbereich soll schnellstmöglich erneuert werden
Mindestens fünf Jahre, schätzt Oschika, werde es dauern, bis die Caritas das neue Gebäude beziehen kann - wenn es denn kommt. So lange will der Bürgermeister das Loch an Kirschaus Ampelkreuzung nicht im derzeitigen Zustand belassen und kündigt an, dass dort in diesem Jahr noch Ordnung geschaffen wird - also Unkraut und die letzten Mauern beseitigt werden.
Offen ist bislang noch, was mit dem Kreuzungsbereich vor dem Grundstück passiert. Der ist in die Jahre gekommen; die Ortsdurchfahrt selbst aber erst in acht bis zehn Jahren zur Erneuerung vorgesehen. "Den Kreuzungsbereich können wir aber nicht so lange in diesem Zustand lassen und sind dafür mit dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr im Gespräch", kündigt der Bürgermeister an.
(Quelle: Sächsiche Zeitung vom 17.06.2021, Link zum Artikel)