(Artikel aus der Sächsischen Zeitung vom 22.05.2024 von Maren Kaster)
Kamenz. Mit zunehmendem Alter möglichst lange im eigenen Zuhause bleiben können - das wünscht sich vermutlich jeder Mensch. Mittlerweile gibt es viele Pflegebedürftige, die mobile Pflege oder Haushaltshilfen in Anspruch nehmen. Doch oft reicht diese Form der Unterstützung nicht aus. Deshalb bietet der Caritasverband Oberlausitz seit Anfang des Jahres 2024 für die Region Bautzen und Kamenz eine Nachbarschaftshilfe. Sie soll ein Entlastungsangebot sein, aber keinesfalls ein Ersatz. "Vor allem sollen Dinge erledigt werden, die die Pflegedienste nicht leisten können", sagt Jürgen Sedlmeir, der in Kamenz für die Nachbarschaftshilfe der Caritas zuständig ist. So könne eine Lücke geschlossen werden.
Ein Grundkurs ist Voraussetzung für Nachbarschaftshelfer
Grundsätzlich kann jede volljährige Person, die gern andere Menschen unterstützen möchte, Nachbarschaftshelfer werden. Wer Interesse hat, sich als Helfer zu engagieren, aber auch, wer Hilfe in Anspruch nehmen möchte, kann sich bei der Caritas in Kamenz melden. "Wir sind die Vermittlungsstelle", sagt Sedlmeir. "Wir stehen bei allen Fragen als kostenloses Beratungsangebot für alle Beteiligten zur Verfügung."
Jede Person, die selbst helfen möchte, müsse zunächst einen Grundkurs absolvieren, der fünf Doppelstunden umfasst. Alle drei Jahr müsse dieser Kurs aufgefrischt werden. Die nächsten Termine für einen Kurs sind am 20. Juni und am 24. Oktober 2024. Anschließend werden helfende Person und hilfesuchende Person durch die Caritas miteinander bekannt gemacht.
Nachbarschaftshilfe soll ausdrücklich keine pflegerischen Tätigkeiten beinhalten. "Im Mittelpunkt des Ganzen steht, etwas gemeinsam zu machen. Das kann die Begleitung beim Einkaufen sein oder ein gemeinsamer Spaziergang, Kaffee trinken oder ein Besuch im Theater", sagt Sedlmeir. Bei der Vermittlung werde auf eventuelle Gemeinsamkeiten geachtet.
Um Betrugsfälle zu vermeiden, werden beide Parteien entsprechend sensibilisiert. "Wir stehen natürlich auch nach der Vermittlung helfend zu Seite. Sowohl Helfende als auch Pflegebedürftige oder deren Angehörige können sich jederzeit bei uns melden", sagt Jürgen Sedlmeir. Beispielsweise werde ein erstes Gespräch im Beisein einer Vertrauensperson empfohlen.
Helfende bekommen eine Aufwandsentschädigung
Die Inanspruchnahme von Nachbarschaftshilfe wird von der Pflegekasse finanziert, sodass für Pflegebedürftige keine Kosten anfallen. Da es sich genau genommen nicht um ein Ehrenamt handelt, sondern um bürgerschaftliches Engagement, können anerkannte Nachbarschaftshelfende, also solche, die einen Kurs absolviert haben, eine Aufwandsentschädigung von 10 Euro pro Stunde abrechnen; allerdings nicht mehr als 400 Euro pro Monat.
Ein Minimum an geleisteten Stunden gibt es laut Sedlmeir nicht. Jeder solle sich die Zeit so einteilen, dass es passt, beziehungsweise die Verabredungen mit der pflegebedürftigen Person individuell abstimmen. Für den verpflichteten Grundkurs werden Helfenden keine Kosten berechnet.
Die Nachbarschaftshilfe soll das Leben im eigenen Haus oder der eigenen Wohnung so lange lang wie möglich lebenswert machen und erleichtern. "Es gibt nun mal Personen, deren Verwandtschaft weit weg oder gar nicht vorhanden ist. Für diese Menschen kann Nachbarschaftshilfe eine große Unterstützung sein", sagt Sedlmeir. In Bautzen gebe es bereits erste erfolgreiche Vermittlungen, in Kamenz müsse das Angebot noch bekannter werden.
Kontakt zur Nachbarschaftshilfe kann per Mail über nachbarschaftshilfe@caritas-oberlausitz.de aufgenommen werden. Oder direkt über den entsprechenden Ansprechpartner: in Kamenz über Jürgen Sedlmeir unter Telefon 03578 3743 23, in Bautzen über Manja Döcke unter Telefon 03591 498240.